Vergebung

 


Warum Vergebung so wichtig ist

Leseauszug aus dem Buch "KANAL-Sein für Gott in uns" von Manuela Schindler © 2019.

Im Text "Leben mit Gott - Der Phoenix-Weg" (siehe Buch KANAL-SEIN) wird bei Punkt 3 die Begegnung mit dem Hüter der Schwelle angekündigt. Vieles wurde dort bereits angeschnitten und aufgezeigt, und doch ist es nur ein kleiner Einblick.
Der Weg der Befreiung ist viel umfassender, als man denkt. Sicherlich kennt man als erfahrener spiritueller Mensch viele Regeln und Hinweise, und man weiß um die Notwendigkeit der Tugenden und der Vergebung.

Doch dass ausgerechnet Vergebung der wichtigste Prüfstein sein wird, das ahnt niemand.

Man hat klare Vorstellungen davon, dass Vergebung nötig ist, vor allem weil sie energetisch liebenswürdig, gütig und das Zeichen einer gereiften Seele ist. In einfachen Konstellationen ist sie auch recht gut umsetzbar, sodass man im Laufe seines Lebens eine Menge umdeutet, neu versteht, Lehren daraus zieht und dann in Frieden vergibt und loslässt. Interessant wird es hingegen, wenn man feststellen muss, dass Vergebung in sehr vertrackten und in der Vergangenheit als besonders schmerzhaft erfahrenen Situationen scheinbar nicht möglich ist. Wie von Zauberhand tauchen alte Verletzungen nach einer Weile wieder auf, wieder und wieder, obwohl alles teilweise viele Jahrzehnte zurückliegt und man mehrfach alles als vergeben und vergessen abgehakt hatte. 
 
Es funktioniert eine Weile, vielleicht sogar viele Monate oder Jahre, doch dann steht alles wieder auf und fordert Aufmerksamkeit ein. Das zeigt an, dass man noch nicht alle Lehren und Verantwortlichkeiten erkannt und integriert hat, denn nur so wird die energetische Ladung, die durch Emotionen aufgebaut wurde, freigesetzt (die "Luft herausgelassen").

Das Maß der in schmerzhaften Situationen entwickelten Emotionen entscheidet letztlich darüber, ob und wie leicht man Menschen, Forderungen, Wünsche oder Erinnerungen zurücklassen, sich lösen und freiwerden kann für neue Erfahrungen. Diese könnten sogar in eine noch umfassendere Befreiung führen, die über diese Welt hinausführen.
Besonders kompliziert wird es, wenn man Situationen nicht wirklich bereinigen oder zum Abschluss bringen kann, weil sich Wunschvorstellungen von zukünftiger Versöhnung, Wiedergutmachung oder Vergeltung nicht erfüllen wollen und man in einer fordernden Haltung dem Leben gegenüber steckenbleibt. Daraus resultiert eine oft unterschwellige (oder sogar unbewusst verkapselte) Verweigerung, die womöglich zu einer erneuten Inkarnation zu zwingen in der Lage ist!

Den Weg der Befreiung zu gehen bedeutet in letzter Instanz, den Heimgang zu Gott anzutreten oder in eine höhere Lebensebene aufzusteigen, und sich dafür zu lösen vom Leben, wie es auf der Erde üblich ist. Es bedeutet zunächst, sich auf eine ganz neue Lebensform vorzubereiten, die zumeist innerlich stattfindet, sodass eine Ablösung vom Weltlichen möglich wird. Anfangs ist man noch Schwankungen ausgesetzt, und der Zug nach außen sehr mächtig, doch relativiert sich das mehr und mehr.
Ich möchte sicherheitshalber darauf hinweisen, dass das Leben auf der Erde und die damit verbundenen Aufgaben bis zum letzten Atemzug wichtig sind und es auch bleiben werden. Nur eben anders.

Dass gerade Vergebung der letzte Schlüssel ist, der eine Seele im Außenleben festhalten und in materieller Gefangenschaft halten kann, mag man kaum denken. Und doch ist es meiner Erfahrung nach genau so. Vergebung bedeutet Loslassen, nicht vergeben zu können, bedeutet Bindung. Die Bindung wird mehr und mehr zur Fesselung (und auch so empfunden!), je mehr die Seele sich nach innen wenden möchte, um im Einklang mit Gott und dem Höheren Selbst zu leben. 

Nicht vergeben zu können, führt leider in eine Haltung, die sich dem Willen der Höheren Seele und Gottes als gegensätzlich zeigt. Das ist wahrscheinlich der gravierendste Faktor! Man akzeptiert weder sein Schicksal, noch ist man gewillt, es anzunehmen in Bezug auf die Zukunft! In guten Momenten sieht man es zwar anders, aber wenn die alten unerledigten Angelegenheiten wieder auftauchen, tauchen auch die damit verbundenen Forderungen und Wünsche auf, deren Erfüllung das Leben (oft aus gutem Grund, zu unserem Besten) verweigert.

Besonders schwierig wird es, wenn es um Vergebung eigener Fehler geht!

Hat man eine wichtige Entscheidung in seinem Leben "verschleppt" und das Schicksal hat dann entschieden; wurde man verlassen, weil man sich nicht richtig verhalten hat und das manchmal erst viele Jahre später erkennen kann; hat man Mahnungen nicht beherzigt oder ist man schlichtweg leichtsinnig mit wertvollen Menschen, Umständen oder Besitztum umgegangen, dann wird man meistens in Folge mit nicht so günstigen Umständen (Karma) leben müssen. Das führt zu Frustrationen, zumal man nicht so einfach die neuen und unbefriedigenden Lebensumstände wandeln kann, wie man gedacht hat.

Vielleicht ist das unumgänglich, weil man sich gegen das Bessere entschieden hatte durch sein eigenes Verhalten. Denn auch wenn man es als Strafe und erzieherische Maßnahme empfindet, ist es doch ein wertvoller "Wachrüttler", der das Ego in nicht übersehbarer Form beibringt, dass man mit Werten besser umgehen sollte und dass nicht alles unendlich replizierbar bzw. gleichwertig austauschbar ist.
Dass ein „geistiger Fall“ damit ebenfalls verbunden ist, macht die Sache so besonders schmerzhaft, weshalb man sich unter Umständen nicht vergeben kann, selbst wenn man wollte!

Man wird durch solche Fehler zwar achtsamer und überhaupt gründlicher in allem, was man tut, aber vergeben kann man sich erst einmal nicht. Selbst wenn die Lebensumstände sich inzwischen stetig zum Besseren verändert haben, wird man diesen Schmerz eine lange Weile transportieren müssen. Manchmal ist es gut so, denn wenn man dazu neigt, Fehler zu wiederholen, wird der Schmerz so lange anhalten, bis das zerstörerische Muster komplett ausradiert wurde und eine Wiederholung ausgeschlossen werden kann.
 
Das kommt vor und zwar öfters, als man denkt. Insofern kann man davon ausgehen, dass die Unfähigkeit, sich vergeben zu können, durchaus angebracht und nützlich ist, und auch von der höheren geistigen Instanz als notwendig akzeptiert wird. Man versteht oft nicht, warum man den alten Schmerz nicht irgendwann loswerden kann. Selbst wenn viele Jahre zwischen der Fehlentscheidung und der Gegenwart liegen, kann der Schmerz wiederholt auftauchen, als wäre es gerade passiert, als hätte man gerade gestern den Fehler begangen.

Aber irgendwann kommt der Moment, da sollte man auch schwerwiegende Fehler vergeben können! 
 
Man spürt genau, wann es so weit ist. Doch braucht man dazu höhere geistige Hilfe, die einen dabei unterstützt. Jedenfalls meiner Erfahrung nach.
Anderen zu vergeben ist leichter, als sich selbst zu vergeben. Es kann die härteste und emotionalste Arbeit sein, die man auf seinem spirituellen Weg zu leisten hat.

Die Wichtigkeit der Vergebung bleibt damit als wesentlicher Baustein des spirituellen Weges unwidersprochen! Denn nur sie ist in der Lage, den Weg freizugeben für eine höhere Entwicklung, oder sie zu verhindern. Daher wird sie auch gern von der Gegenkraft benutzt, um Schmerz und Leid aufrechtzuerhalten, wo Freude und Befreiung wachsen sollten.
 
Hier nun eine Unterscheidung hineinbringen zu können, braucht ein klares und geordnetes Bewusstsein! Zumal manchmal auch Ansprüche anderer Menschen, die uns wiederum nicht vergeben haben, auf uns einwirken können!
Das nennt man Schuldübertragung und fühlt sich exakt so an, als wenn astrale Entitäten am Werk sind! Beides ist jedoch grundsätzlich als Gegenkraft zu definieren. Wenn es um einen Menschen geht, kann man vielleicht durch Gespräche oder eine gute Form der Wiedergutmachung Linderung erreichen, was man bei astralen Wesenheiten eher nicht so gut kann.

Meine Empfehlung im letzteren Fall lautet: Wenn man sicher ist, vergeben und die Verantwortung übernommen zu haben, gilt es tatsächlich, sich abzugrenzen mit der inneren (oder laut gesprochenen) Ansage:
"Ich habe hier bereits vergeben und alle Lektionen und Verantwortlichkeiten erkannt, ebenso habe ich Wiedergutmachung geleistet, wo es angenommen wurde. Ich bin in Frieden mit der Situation, also bin ich das nicht, sondern habe es nur. Da ich es nicht haben will, weise ich es ab!!"

Das verbunden mit einer klaren Ausrichtung zu Gott und dem geistigen Lehrer vermag Wunder zu wirken. Tritt tatsächlich ein Erfolg ein, weiß man in der Zukunft, dass dieses spezielle Thema bereits vergeben und erlöst ist. Dann entstehen auch keine Unsicherheiten mehr diesbezüglich. Bleiben diese positiven Folgen aber aus, kann man durch Gebet und Meditation ermitteln, worum es genau geht und was noch zu tun ist.

Manuela Schindler