Esoterik

Verrücktheit oder eine Möglichkeit der gesunden Weiterentwicklung?
Von Manuela Schindler © 2003 – überarbeitet 2024




Seit vielen Jahren sind immer mehr Menschen auf der Suche nach alternativen Lösungen, da die modernen gesellschaftlichen Strukturen nicht wirklich befriedigen. Man braucht nur auf die massiven Probleme der Jugendlichen, auf die Zunahme der Gewalt, die seltsamen Auswüchse verschiedener Religionen, den Drogenkonsum und die globale Umweltsituation zu schauen. Allein, dass immer noch Millionen Menschen im Jahr verhungern oder im schlimmsten Elend leben müssen, während andere nicht wissen, wie sie ihre Milliarden am besten ausgeben können, ist ein bizarres und unbegreifliches Phänomen. Wir benötigen neue Lösungen und die Hoffnung, dass sich der Einsatz für eine bessere Welt auch wirklich lohnt, und dieser nicht immer wieder von destruktiven Kräften, die im Augenblick scheinbar übermächtig sind, niedergerissen oder ausgebeutet wird.

Aber auch spirituell ist ein großer Mangel entstanden, denn die Kirchen schaffen es nicht mehr, die wahren Sinnfragen so zu beantworten, dass ein intelligenter Mensch von heute Hilfe und Trost finden kann!
Die Religionen verbergen jedoch ihr tieferes Wissen, und nur wer sich die Mühe macht und wirklich tief einsteigt, findet in ihnen die wahre spirituelle Ader, die immer noch sehr lebendig, aber leider auch extrem gut verborgen ist. Da das echte Wissen (noch) nicht offen preisgegeben wird, werden die Menschen weiterhin mit oberflächlichen Formeln „abgespeist“, was sie oft ratlos und frustriert zurücklässt.

Viele Menschen suchen dann zwangsläufig diese dringend benötigten Antworten in der Esoterik, denn dort werden alternative Lebensformen neben persönlicher Weiterentwicklung sowie aufregende übersinnliche Erlebnisse, die von der Enge und Trostlosigkeit dieser Welt befreien wollen, angeboten. Auch sehr ehrwürdige Traditionen wie die Theosophen, Anthroposophen, nicht-kirchliche Orden und ganzheitlich-spirituelle Lebensgemeinschaften werden übrigens in diese Kategorie eingeteilt. Wenn man Pech hat, kommt noch der Stempel „Sekte“ hinzu. Da dieser an sich bewertungsfreie Begriff inzwischen zum Schimpfwort verkommen ist, gilt das definitiv als Makel.

Es gibt als Überbegriff entweder Religion ODER Esoterik, und die Spiritualität muss sich darunter einordnen. Aus Gründen der Vereinfachung wird gern alles undifferenziert über einen Kamm gezogen und dabei oft übersehen, dass das keinesfalls richtig sein kann auf einer Welt, die über mehr Farben verfügt als nur Schwarz und Weiß. Trotzdem muss ich mich dieser Begrifflichkeit bedienen, um verstanden zu werden und hoffe, dass mir das gelingt.


Die Esoterik und ihre Wirkungen

Es gibt tatsächlich sehr gute Erfolge durch die Esoterik, die mit ihren allgemeingültigen Lehren z. B. bei Drogenabhängigkeit, Kriminalität und Ausgrenzung Trost und Perspektive bietet.
Gerade die Lehren vom Karma sowie dem Weiterleben nach dem Tode und einer möglichen Wiedergeburt bringen wichtige und heilsame Gedanken der Verantwortungsübernahme hervor, und verleihen dem Leben nebenbei damit auch wieder einen tieferen Sinn. Mir sind einige Fälle von ehemaligen Drogensüchtigen und Kriminellen persönlich bekannt, die durch einige Lehren der esoterischen Bewegung Heilung finden konnten und heute in der Lage sind, ein nützliches, freudiges, gottvolles und fruchtbares Leben zu führen.


Es gibt natürlich auch Schattenseiten der Esoterik (wie bei allem hier auf der Erde), doch ist mit pauschaler Dämonisierung aller esoterischen Praktiken oder spirituellen Gemeinschaften/ Gruppierungen niemandem geholfen. Wie in jedem Lebensfeld gibt es auch hier das Gute, das Mindergute, das Neutrale, das Schlechte und das absolut Gefährliche und Böse! Leider mangelt es vielen an Unterscheidungskraft, weshalb oft die Esoterik pauschal abgewertet wird.

Aber: DIE Esoterik gibt es gar nicht!
Das Gebiet ist dermaßen breit gefächert, dass vor allem der Mensch selbst durch seine innere Veranlagung die zu ihm passenden Bereiche aufsucht. Das ist in der Esoterik so, im Unterhaltungswesen, bei Filmen und Büchern und so fort.
Wenn einige Menschen das Medium „Buch“ missbrauchen, um Schund zu verbreiten, so ist das Buch an sich deshalb nicht pauschal schlecht. Einige Bücher hingegen schon. Mich macht es oft traurig zu sehen, wie altehrwürdiges spirituelles Wissen, welches heute der Esoterik zugeordnet wird, neben Nepp und Bauernfang sein Dasein fristen muss! Und ist man Esoteriker, ist man ohnehin entweder in einer Sekte, psychisch schwach oder irregeleitet. Die Arroganz derjenigen, die – ohne wirklich Ahnung zu haben – nachplappern, was ein anderer Mensch vorbetet, ist auch heute noch beunruhigend. Sofort fallen einem die Scheiterhaufen ein, auf denen sehr wohl okkulte „Verbrecher“ hingerichtet wurden, aber auch jede Menge gute Frauen und Männer, die einfach nur mehr vom Leben und den Wirkmechanismen verstanden haben als andere.

Der Mensch hat nun einmal einen evolutionären Weg vor sich, der ihn als Erforscher des Lebens in immer neue Bereiche des Lebens und des Bewusstseins führen wird und muss! Und dazu wird er vorgegebene Grenzen überschreiten müssen, auch im spirituellen/esoterischen Bereich, wenn er weiterkommen will.
Bedenkt man, WIE wenig der Mensch augenblicklich sein geistiges Potenzial ausschöpft - man nehme dazu nur als Beispiel die auf wissenschaftlichem Wege ermittelte niedrige Prozentzahl der Auslastung unserer Gehirnkapazitäten -, kann man deutlich erkennen, wie lang der Weg noch ist, der vor uns liegt und dass man keinesfalls schon jetzt das Wissen um den augenblicklichen Stand der Dinge als endgültige Wahrheit betrachten darf.
Stattdessen wird durch eine (viel zu früh) festgelegte Haltung geistiges Wachstum blockiert. Der Mensch hat ein unbegrenztes Universum vor sich und es - materiell gesehen - gerade einmal bemannt bis zum Mond geschafft. Das ist nicht wirklich weit, angesichts der Größe dessen, was noch vor uns liegt. Wieso also sollte man glauben, jetzt schon alles erkannt zu haben? Ist dort nicht die spirituelle Entsprechungslehre, dass das Materielle den Grad der Verwirklichung des Geistigen anzeigt, sinnvoller und realistischer?

Trotzdem soll nicht unterschlagen werden, dass es tatsächlich sehr viele Menschen gibt, die nicht unbeschadet durch den „Dschungel der Esoterik“ kommen!

Meine bisherigen Aussagen sollen keinesfalls darin gipfeln, mahnende Hinweise von okkulten und kirchlichen Beratungsstellen, Sektenbeauftragten und ähnlich arbeitenden Organisationen niederzuringen, denn ich stimme mit ihnen tatsächlich in vielen Punkten - aufgrund meiner eigenen Erfahrungen als spirituelle Beraterin - überein. Doch ist die Verurteilung der Esoterik als Ganzes und das Gebot, die »Finger davon« zu lassen, heutzutage einfach nicht mehr ausreichend. Der Mensch liebt es, Grenzen zu überschreiben und ggf. mit verbotenen Dingen zu spielen, somit fordern die meist mahnenden Hinweise der o.g. Stellen eine Gegenreaktion, gerade bei Jugendlichen, die mit unserer Gesellschaft mehr als unzufrieden sind, regelrecht heraus! Und so wird dann oft ungewollt genau das Gegenteil erreicht.

Einen gesunden Mittelweg zu finden, der einerseits den menschlichen Drang zur Erforschung neuer evolutionärer Bewusstseinsebenen erlaubt, andererseits aber auch über die tatsächlich vorhandenen Risiken diverser esoterischer Praktiken aufklärt, bleibt da wohl die einzige Alternative. Wenn man die spirituellen Gebote und die grundlegende Forderung „Mensch, erkenne dich selbst“ beachtet, sowie sachliche Beratung anbietet, wie man aus psychischen Beeinträchtigungen (z. B. durch falsche Anwendung esoterischer Praktiken) wieder herausfindet, wäre es ein guter Ansatz.

Es hilft nicht, wenn klassische Religionen und religiöse Gruppierungen die gesamte Esoterik als „Spielfeld des Bösen“ bezeichnen und dabei vergessen, dass es ganz so einfach leider nicht ist. Wie war das noch mit dem Splitter im Auge des Anderen und dem Nichterkennen des eigenen Balkens? Wie verhält es sich mit dem "Verurteile nicht, damit du nicht auch verurteilt wirst"? Und wo bleibt bei der aggressiven Missionierung das "Liebe deine Feinde" und "Vergib, damit auch dir vergeben wird"?
Manche sagen sogar, dass die ganze Erde durch das Böse regiert wird! Andere sagen wiederum, dass das ganze Leben auf der Erde dazu diene, Unterscheidungsvermögen zu erlangen, eine Wahl zu treffen und gemäß seinem Glauben sein Leben zu erfahren, denn die Erde sei eigentlich nur ein Spiegel. Meiner Meinung nach ist das Leben auf der Erde ein Kampf gegensätzlicher Kräfte, um Schöpfung voranzubringen und Gottes Willen durchzusetzen. Damit ist die Erde eine Schöpfung im Werden, die noch nicht als abgeschlossenes Projekt betrachtet werden sollte.


Es gibt definitiv sehr liebevolle und wohlwollende Menschen, die ihren Weg ruhig und gediegen durch die Esoterik hindurchgehen und denen NICHTS, rein gar nichts, passiert, außer vielleicht einer unerwarteten Gotteserfahrung aufgrund ihrer reinen Herzen.
Also scheint es doch an jedem einzelnen selbst zu liegen, ob er mehr mit dem Schatten oder der helleren Seite der Esoterik in Berührung kommt, je nachdem, wie er innerlich „gestrickt“ ist.

Die Esoteriker selbst sollten jedoch trotzdem unbedingt dazu beitragen, ihr Arbeitsgebiet zu reinigen und dafür Sorge zu tragen, dass Berater gut ausgebildet sind und auch wirklich wissen, was sie tun.
Es ist wichtig, die ethische Grundlage ständig zu hinterfragen und im Auge zu behalten, denn wenn z. B. Kartenleger einen Dritten ungefragt „ausspionieren“, weil jemand sie dafür bezahlt, ist das mehr als bedenklich. Genauso bedenklich ist, dass öffentlich die Horoskope von Prominenten abgedruckt und kommentiert werden.

Generell ist alles, was von Gott und seinen Geboten (zum Schutz des Menschen vor unerfreulichen Echos der Welt und Unterwelt) und der von Menschen definierten Ethik entfernt, äußerst fragwürdig. Denn dass es heute sogar Selbsthilfegruppen gibt, die Beratungssüchtige betreuen müssen, welche durch Telefon-Kartenleger in den finanziellen und psychischen Ruin getrieben wurden, stimmt wirklich sehr nachdenklich und ist für aufrichtige Esoteriker kaum erträglich. Dass auf der anderen Seite Menschen in die Psychiatrie kommen und für krank erklärt werden, obwohl sie aus evolutionärer Sicht nur eine wichtige innere Wachstumskrise haben, die man keinesfalls durch Medikamente oder die klassisch-materiellen Therapieformen heilen kann, ist genauso fragwürdig. Glücklicherweise gibt es aber auch hier schon Ansätze zur Veränderung.

Noch einmal zur Erinnerung: wir nutzen trotz unserer Intelligenz für unser Bewusstsein nur wenige Prozent unserer Gehirnkapazität!
Nicht umsonst behaupten viele wirklich aufgeklärte Menschen, dass die Vorgehensweise der religiösen Vereinigungen und der klinischen Psychiatrie in Bezug auf Esoterik und „freie“ Spiritualität den Menschen in seinem geistigen Wachstum hemmen, ihn durch Angstmacherei lähmen und seine Weiterentwicklung aufhalten kann. Und die Kirchen bleiben deshalb auch weiterhin leer..........

Somit zeigt sich, dass in der Gesellschaft auch eine tiefe Spaltung besteht in Bezug auf die spirituelle Lebensform, und sich hier ein Arbeitsgebiet auftut, dem man sich stellen sollte. Es ist wichtig, eine gesunde Synthese für ein zukünftiges freies spirituelles Bewusstsein herzustellen, statt weiter zu spalten und zu bewerten.
Esoterik und freie Spiritualität sind nicht schlecht. Ganz sicher nicht. Aber nur gut sind sie auch nicht! Letztlich sollte man ohnehin berücksichtigen, wenn man schon von Gefahren spricht, dass nicht nur die Esoterik gefährlich ist, sondern das gesamte Leben auf der Erde! 
 
Die Dämonen sind überall, in uns, um uns herum und unter uns. So ist es nun mal. Überall, wo Verurteilung, Angriff, Spaltungsbereitschaft und das Sondersein (elitäres Gehabe) neben diversen anderen Lastern ihren Platz finden, sind Dämonen bereits am Werk. Die Religionszugehörigkeit allein schützt nicht vor ihnen. In den Schriften der alten Wüstenväter, die wiederholt den heftigen Angriffen ausgesetzt waren und diese Anfechtungen als Prüfungen deuteten, wird das sehr ausführlich beschrieben.
Selbst Ignatius von Loyola, der Gründervater der Jesuiten, hatte unglaubliche Angriffe vonseiten der Dämonen auszuhalten. Als bibeltreuer und Jesus liebender Mensch, als Gott verehrenden Christen, und dann das...
 
 


Nicht umsonst wird im christlichen Glauben darauf hingewiesen, dass man Täter des Wortes sein solle, und nicht Hörer allein. Religiös zu sein oder die heiligen Schriften zu kennen bedeutet noch lange nicht, dass man ihre Inhalte auch konsequent anwendet. Und genau darum geht es aber!
 
Mein fester und unverrückbarer Standpunkt ist der, dass Gott denjenigen, der im Herzen rein und in seinen Motiven lauter ist (frei von Selbsterhöhung, Genusssucht, Selbstblindheit und Machtambitionen), selbst durch die dunkelsten Gefilde sicher führt. Wenn so jemand sich in falscher Esoterik verrennt, wird er ganz sicher, solange er seine Lauterkeit, sein Gottvertrauen und sein gutes Herz bewahren kann, schnell durch entsprechende Erkenntnisse erlöst und weitergeführt werden.
 
 

 
Denn: Nur die Erfahrung von Gottes Gegenwart oder der Glaube an GOTT und Seine Gerechtigkeit sind wirklich spirituell. Alles andere, auch Kirchendogmen und religiöse Glaubenssätze, sind esoterisch oder von Menschen erstellte Konzepte.
 

Manuela Schindler, 2003 (C)
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