Der "Hüter der Schwelle"

 

 

Leseauszug aus dem Buch KANAL-SEIN, Kapitel "Der Phoenix-Weg - vom Guten zum Besseren".

Der Hüter der Schwelle ist eine Instanz, die einem mehrfach begegnen kann im Leben, und zwar immer dann, wenn es wichtige Grenzen zu überschreiten gilt und ein großer Fortschritt erreicht werden kann. Es gibt in der Intensität der Begegnung mit ihm graduelle Unterschiede, die aber für denjenigen, der in diese Situation gerät, das höchste Maß des Aushaltbaren verkörpert. 

Wenn man an die Geschichte von Luther denkt, der sein Tintenfass nach dem Teufel geworfen haben soll, weil dieser ihn bei der Arbeit an der Bibelübersetzung massiv behinderte, schmunzelt der Unwissende und glaubt, das sei eher metaphorisch zu verstehen und ein amüsantes Beiwerk, um die Geschichte unterhaltsamer zu gestalten. Das ist es aber nicht, im Gegenteil. Intensiv spirituell lebende und arbeitende Menschen werden mir bestätigen können, dass es so ist. Hier gilt genauso wie überall das Prinzip vom Ausgleich der Kräfte, von Kraft und Gegenkraft in jeweils gleicher Intensität.

Wer wichtige Arbeit leistet, die der Spiritualität auf dieser Welt mehr Raum und Geltung verschaffen soll, gerät tatsächlich oft mit der Gegenkraft in einen Jahre andauernden heftigen Konflikt, der teilweise so grenzwertig ist, dass man es kaum fassen kann. Man ist auf jeden Fall nicht wirklich darauf vorbereitet, doch bleibt einem in der Regel keine Wahl, als sich der Situation zu stellen, wenn man nicht aufgeben und sich auf ein Lebens-Mittelmaß reduzieren lassen will.

Irgendwann steht jedem spirituell Strebenden diese Begegnung ins Haus, weshalb die Regeln und spirituellen Gebote ein gutes Mittel sind, dem Grenzen zu setzen und gegebenenfalls sogar auch ganz Einhalt zu gebieten, und die dafür erforderliche Stärke zu verleihen.

Da die beständig zunehmende geistige Freiheit ein wichtiger Faktor ist in einer spirituellen Lebensweise, kann gerade durch die Einschränkungen, welche Regeln und Gebote zunächst bewirken, eine wichtige disziplinierte Lebensgrundlage aufgebaut werden, die in der Lage ist, diese Begegnungen erfolgreich durchzustehen.
 
Wozu nun sind aber diese Begegnungen, die sich durchaus auch über Jahre durchgängig hinziehen können, gut? 

- Sie sind eine besonders heftige Form der Prüfung, ob man „echt“ ist, oder man doch noch bereit ist zu Mitteln zu greifen, die gegen alles verstoßen, was einem spirituellen Menschen wichtig und heilig ist.
 
- Es wird durch beinahe gnadenlose Übersteigerung alles verbrannt, was man an Erinnerungen und damit verbundenen Emotionen nicht allein loszulassen in der Lage ist;
 
- man wird behindert mit dem Vorsatz, dass man an Gott Forderungen stellen soll und dadurch Erwartungen von "Rechte auf Sonderbehandlung" entwickelt. Im Grunde erhält man durch diese Versuchung erst wirklich die Gelegenheit, Bedingungslosigkeit und freiwillige Opferbereitschaft zu entwickeln;
 
- alle Schwächen und Ängste werden aufgerufen und übersteigert, damit man gezwungen wird, sie zu überwinden;
 
- und so fort.

Diese Begegnungen finden statt in Träumen, im physischen Leben (durch Familie, Partner, Nachbarn, Arbeitskollegen, Schüler...), körperlich, seelisch und psychisch. Sie reizen das Ego bis zur Unerträglichkeit und können entweder phasenweise auftreten, wenn man dauerhaft und treu einen spirituellen Weg über Jahre hinweg geht, oder aktuell, wenn gerade ein wichtiger Durchbruch geschehen will, den man als Etappensieg bezeichnen darf.

All diese Herausforderungen werden leichter bewältigt, wenn man vorher gelernt hat, sich mit den Geboten und spirituellen Regeln, so wie sie hier in meinen Schulungen  (und natürlich auch in anderen ernsthaften spirituellen Bestrebungen) vertreten werden, vertraut zu machen und das Leben mit ihnen einzurichten.

Der Hüter der Schwelle wird zunächst durch kleine Schwächungen und Versuchungen beinahe unbemerkt beginnen, genau das zu vereiteln, er wird den Willen schwächen, wo er nur kann, und jede kleine Lücke nutzen, um Negativität und Zweifel einzuschleusen. Das geschieht sowohl im Leben der Einzelpersonen als auch im Gruppengeschehen.

Allerhöchste Wachsamkeit ist hier vonnöten, denn es wird nie enden, solange wir auf der Erde sind. Bis zum Schluss ist die Gefahr des erneuten Fallens gegeben, zumal, wenn man den Hüter der Schwelle und das eigene Ego unterschätzt oder sich selbst überschätzt.

Tatsächlich sollte man sich eingestehen, dass er vom Grundsatz her der schlimmste Feind ist, den man sich vorstellen kann, der dazu auch noch wirklich alles (!) über einen weiß und dieses Wissen auch gnadenlos einsetzt, um seine Ziele zu erreichen. Nur die gemeinsam mit Gott (und dem höheren Selbst - Christus in uns) bestrittenen Kämpfe haben Erfolg und führen zum Sieg; ein Ego allein - nur aus sich selbst heraus - wird es keinesfalls schaffen!

Mit dieser Einstellung wird man die Regeln und Gebote, die Verhaltensempfehlungen und die wertvollen Umgangsratschläge ganz neu betrachten und ihnen einen noch größeren Wert verleihen.
Eines ist jedenfalls sicher: Man wird sehr reif durch diese teilweise schlimmen Begegnungen und wird am Ende frei sein von allem, was den normalen Alltagsmenschen heftig belastet und bedrängt. So kann man am Ende geläutert, wirklich frei und von sämtlichen Bürden entlastet alles zurücklassen und sich aufmachen in die endgültige geistige Heimat oder in den neuen Lebensabschnitt, der einen sehr viel größeren Rahmen anbieten wird.

 

Was man tun kann, wenn die Prüfung und die Konfrontation mit dem Hüter der Schwelle beginnen:

1. Es gilt jetzt schnell zu realisieren, worum es wirklich geht. Dem Geschehen die Überschrift "Hüter der Schwelle" zu verleihen, nimmt eine Menge Druck aus der Situation (oder den Situationen, weil sie gern gehäuft auftreten). Man versteht, dass es sich um eine Reifeprüfung handelt und wird tapferer mit allen Herausforderungen umgehen können. Das erleichtert zwar nicht zu 100 %, aber man versteht zumindest den Sinn dahinter! Das ist sehr wichtig, um nicht zu verzweifeln und an sich selbst zu zweifeln.

2. Tagebuch führen: Es ist wichtig, sich selbst als Prüfling zu sehen und abends eine Rückschau zu machen, wie man in der Bemeisterung schwieriger Situationen „abgeschnitten“ hat. Dann ist man gleichzeitig beobachtende und nicht nur erleidende Person.
Man versteht nicht immer, warum man gerade diese Situationen erleben muss, da man den Spiegel nicht erkennen kann, bei aller Mühe nicht. Muss man auch nicht! Meistens hat es nicht mit Spiegelungen seiner selbst zu tun, sondern mit einer reinen Herausforderung und Prüfung an Stellen, wo man noch nachbessern muss!

3. Gottvertrauen: Niemals das Vertrauen in Gott, das höhere Selbst (Christus in uns) und das Leben verlieren. Ein Mantra hat sich als sehr hilfreich erwiesen: "Es ist gut für mich. Ich erhalte die Gelegenheit zu beweisen, was ich gelernt habe und geworden bin." 
Mein innerer geistiger Lehrer hatte mir in einer solchen Situation, als ich glaubte, es nicht schaffen zu können, gesagt: "Ihr werdet nur belastet mit dem, was ihr tragen könnt. Wenn dort Grenzen überschritten werden, wird eingegriffen."
Das klingt wirklich tröstlich, auch wenn diese Situationen mehr als grenzwertig sind.

 

Noch mehr Hinweise und Tipps zur begleitenden Hilfe auf dem spirituellen Weg sind im Buch KANAL-SEIN hinterlegt.